Dissonance

Corps hybrides dans les espaces hybrides

«Where are we now?»

Stefan Prins
Eine seltsame Zeit: Meldungen von Krisen und Bedrohungen überschlagen sich, und doch will sich kein Ausblick auf echte Veränderung öffnen. Vom 10. bis 13. Juli 2017 fand in Tel Aviv Tzlil Meudcan (hebräisch für «aktueller Ton») statt, ein internationales Festival und Sommerkurs für zeitgenössische Musik. Auf Initiative des israelischen E-Gitarristen Yaron Deutsch, der Gründer und Leiter des Festivals, stand die grosse Frage zur Debatte: Wo stehen wir heute, als Musiker, als Künstler, als Zeitgenossen? Auch in der Kunstmusik wird das Verlangen immer grösser, der Katastrophe, «dass es so weitergeht», wie Walter Benjamin einst sagte, wenigstens für einen kurzen Moment zu entkommen – den Kopf aus dem Datenstrom zu strecken, um sich zu schauen und endlich zu überblicken: Was liegt hinter uns, und was kommt auf uns zu?

Aus den engagierten Gesprächen, die sich in Tel Aviv um Themen wie «Political Correctness», «What can Music be about ?», «Functional Music» oder «Fake News – not only in Politics» entwickelten, entstanden die folgenden sechs Beiträge, in denen die Komponisten selbst zu Wort kommen: Sechs Statements zu den Fragen der Gegenwart. Inhaltlich so verschieden wie die jeweiligen Werke, deuten die Texte auch durch ihre Form eine Antwort an: Der Rückblick aufs eigene Schaffen, eine Kartographie künstlerischer Strömungen, die philosophische Befragung der Zeit oder das Erinnern ans Hadern mit sich und seinem Werk. Was die Beiträge verbindet, ist die Suche nach einer Musik, welche die Jetztzeit in sich aufzunehmen vermag – mit all ihren Widersprüchen, Ängsten und Versprechen.

by moxi