#72, Dezember 2001

 

AUSDRUCKSKONZEPTE IN DER MUSIK DES 20. JAHRHUNDERTS
VON SABINE SANIO

In den ästhetischen Diskussionen um die Musik bildet der Begriff des Ausdrucks einen zentralen Bestandteil. In den Avantgardebewegungen des 20. Jahrhunderts wurde dieser jedoch an den Rand gedrängt. Unter Rückgriff auf die angelsächsischen Philosophen Nelson Goodman und John Dewey aktualisiert die Autorin den Ausdrucksbegriff und wendet ihn auf das Denken und Schaffen von Cage, Tenney oder Lucier an: Was die Kunst wirklich revolutionieren kann, sind unsere Wahrnehmungsgewohnheiten.

FREIHEIT UND BEWEGUNG IN DER MUSIK
Transkriptionsmethoden innerhalb eines Rhythmus- und Klangkontinuums
VON JULIO ESTRADA

Wie von der musikalischen Imagination zur Formulierung einer konkreten Partitur zu gelangen sei, diese Frage hat kaum ein anderer Komponist so intensiv zu beantworten versucht wie Julio Estrada. Ausgehend von einem Zeit-Raum-Kontinuum (Stockhausen) und von räumlihcen Transkriptionsmethoden (Xenakis) hat der mexikanische Komponist Modelle entwickelt, die zu einer neuartigen Expressivität führen sollen.

EIN NEUES VERSTÄNDNIS VON GESCHICHTE
Zum grösseren Umfeld des Bieler Orgelprojekts
VON ROMAN BROTBECK

DIE SUCHE NACH DER EXPRESSIVITÄT DER ORGEL
Erfahrungen, Wünsche und Hoffnungen aus der Sicht des Komponisten und Organisten
VON DANIEL GLAUS

AUF DER ORGEL CLAVICHORD SPIELEN
Werkstattbericht zum Prototyp II
VON PETER KRAUL

In Biel wird über eine neue Orgel nachgedacht. Die Vision eines Instruments, bei dem Dynamik und Klangfarbe einer einzelnen Pfeife während des Spiels beeinflusst werden können, verfolgt dabei einen doppelten Zweck: Einerseits soll bei der Interpretation des älteren Orgelrepertoires eine expressivere Gestaltung möglich werden, andererseits werden moderne Spieltechniken eingesetzt und erweitert. Die drei Autoren stellen verschiedene Aspekte dieses Forschungsprojekts vor.

Schweizer KomponistInnen
«ICH MÖCHTE MICH AUF KEINEN FALL WIEDERHOLEN!» - ODER: KOMPONIEREN ALS GEISTIGE EXTREMSPORTART
René Wohlhausers Streichquartett «carpe diem in beschleunigter Zeit»

VON THOMAS MEYER

Material und Kompositionstechnik sollen eine Einheit formen und sich jedes Mal neu herausbilden, so fasst Wohlhauser seine kompositorische Arbeit zusammen. Seine Stücke zeigen denn auch immer wieder anderes Aussehen und neue Zugänge, doch immer versuchen sie zu Extrembereichen vorzudringen, Grenzen auszuloten. Und immer auch – wie schon im Titel des Streichquartetts «carpe diem in beschleunigter Zeit» – verraten sie eine ironische Haltung gegenüber dem musikalischen Material.

Berichte

– Paris / Stuttgart: Helmut Lachenmanns «Das Mädchen mit den Schwefelhölzern»
– Australien: Spring Festival von Port Fairy
– Genf: Dmitri Schostakowitschs «Lady Macbeth von Mzensk»
– Bern: Biennale zur jüdischen Musik
– Paris: Guo Wenjings «La nuit du banquet»
– Berlin: Artur Schnabel-Retrospektive
– Basel: Internationaler Musikmonat