Dissonance

Die 127 ist da!

Die Stimme ist eines der stärksten und differenziertesten Ausdrucksmittel des Menschen. Von Kindheit an setzen wir sie ein, oft unbewusst, um Emotionen zu regulieren (laut Singen bei Angst) und Bedürfnis zu stillen (Wiegenlied), aber auch um Massen zu manipulieren (Nationalsozialismus). Thomas Meyer öffnet dazu in seiner Sammlung von Liedszenen einen weiten Assoziationsraum.
Eine unglaubliche Entwicklung hat die Stimme im Musiktheater des 20. und 21. Jahrhundert durchgemacht: vom Belcanto bis zum Rülpsen. Prägnante stimmliche Weiterentwicklungen sind dabei oft eng verbunden mit unverwechselbaren Interpreten. Eine solch enge Zusammenarbeit zwischen Komponist und Interpret beschreibt Anne–May Krüger in ihrem Aufsatz am Beispiel von Peter Maxwell Davies und „seinem“ Sänger Roy Hart. Und sie zeigt auf, wie heutige Interpreten mit diesen spezifischen Partituren umgehen. Der Einsatz der Stimme im aktuellen théâtre musical weist überraschende Bezüge zur Tradition der Diseusen im frühen Pariser „Cabaret Artistique“ auf, wie Leo Dick in seinem Artikel nachweist. Und wie sehr die Stimme dazu beiträgt, in direkte Kommunikation mit dem Publikum zu treten, macht der Musiktheater–Regisseur Benjamin van Bebber deutlich: das Singen als Risiko, aber auch als Möglichkeit, dem Fremden in sich selbst und im Anderen zu begegnen.
Ausserdem erkundet Charlotte Ginot-Slacik zentrale Themen Luigi Nonos (die Stille, das Judentum, politisches Engagement) anhand seines unvollendeten Opernprojekts Manfred von Byron. Und Marc Haas stellt den Westschweizer Komponisten und Improvisator Benoît Moreau vor, der sich mit seinen musikalischen Mitteln im Spannungsfeld von Performance, Kino und Theater bewegt.

dissonance Nr. 127 auf www.dissonance.ch oder das vollständige Heft bestellen.

24.8.2014
 
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by moxi