Dissonance

La fin de la DISSONANCE ist am Ende

Trotz sparsamstem Umgang mit den finanziellen Ressourcen während der vergangenen drei Jahre ist das letzte Geld nun aufgebraucht. Wir haben bis zuletzt gekämpft in der Hoffnung, Ihnen auf 2019 eine neu aufgestellte Zeitschrift präsentieren zu können. Doch diesmal halten Sie definitiv die letzte Nummer der dissonance in der Hand, nach 34 Jahren und der magischen und so zahlreichen Kompositionen eingeschriebenen Zahl von 144 Ausgaben (12 × 12!).

Das dissonance-Team verabschiedet sich und dankt allen, die die Zeitschrift gerne und kritisch gelesen haben, für ihre Treue und Unterstützung. Ein besonders herzlicher und grosser Dank geht an alle Autorinnen und Autoren der dissonance, die massgeblich und unermüdlich zur hochstehenden Qualität der Zeitschrift beigetragen haben. Weiter Informationen zum Ende der dissonance finden sich hier.

Das dissonance-Team – Équipe dissonance
Cécile Olshausen, Christoph Haffter, Hubert Neidhart, Thomas Gerlich, Annette Ansermoz

Die dissonance-Trägerschaft – L’association dissonance
Käthi Gohl Moser, Conrad Steinmann, Pierre Sublet, Alfred Zimmerlin


Diese Ausgabe von dissonance ist in Kooperation mit dem Departement Musik der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) entstanden.

Ce numéro de dissonance a été réalisé en collaboration avec le département Musique de la Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK).

STREITPUNKT IMMERSION
Der Begriff der Immersion bildet den Gegenstand einer ästhetischen Kontroverse, die über die Grenzen des Musikdiskurses hinausreicht. Immersion steht für Erfahrungen des Eingenommenseins von sinnlichen Eindrücken, für das Eintauchen in virtuelle Umgebungen oder die verlebendigende Kraft des Scheins. Das immersive Erleben steht somit im Gegensatz zum distanzierten Betrachten, das für lange Zeit den Umgang mit Kunst auszuzeichnen schien. Distanz zu schaffen – zum Wahrgenommenen wie zum eigenen Wahrnehmen – galt als die Stärke der Kunst, besonders der modernen. Denn erst in einer reflektierenden Aneignung, so die Überlegung, komme das kritische Potenzial der Kunst zur Geltung; sei es als Kritik an den Vereinnahmungen der Kulturindustrie, am Eskapismus des gehobenen Kitschs oder an den Überwältigungsstrategien der politischen Propaganda.
Diese Ansicht scheint heute an Überzeugungskraft zu verlieren. Die zeitgenössischen Künste, und besonders die Musik und Klangkunst, wollen ihre immersive Macht nicht mehr unterdrücken –
eine Macht, die durch die Digitalisierung nur noch verstärkt wurde: Environment und Installationen, inszenierte Konzerte und interaktive Kunstformen involvieren die Betrachter, ziehen sie ins Geschehen hinein. Dabei geben diese Spielformen aber keinesfalls den Anspruch auf, im emphatischen Sinne Kunst zu produzieren – vielmehr scheinen sie eine andere Idee vom Sinn der Kunst einzufordern.
Dennoch drängt sich die Frage auf: Passt sich die Kunst auf diese Weise nicht dem allgegenwärtigen Spektakel an? Oder befreit sie sich von einer falschen Selbstbeschränkung? Bezeichnet Immersion immer ein unkritisches Verhalten oder eröffnet sie vielmehr Erfahrungsräume, die uns im Alltag verschlossen bleiben? Die Frage nach der Funktion der Immersion in der Kunst lässt sich nicht im Voraus entscheiden, sondern muss als Streit ausgetragen werden. Wir haben Künstlerinnen und Wissenschaftler gebeten, in dieser Debatte Stellung zu nehmen, von eigenen Erfahrungen und Arbeiten zu berichten und über die Gründe der neuen Attraktivität des Immersiven nachzudenken.

Diese Nummer der dissonance ist in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) entstanden, an der die Möglichkeiten der ästhetischen Immersion seit Langem diskutiert und erforscht werden. Wir danken den Mitarbeitenden der ZHdK, diesen wichtigen Austausch ermöglicht zu haben.


CONTROVERSE : IMMERSION
Le concept de l’immersion fait l’objet d’une controverse esthétique qui dépasse les frontières du discours musical. Le mot immersion évoque l’expérience de l’envoûtement par des impressions sensuelles, le plongeon dans un milieu virtuel et la force de l’apparence. La sensation immersive se situe ainsi à l’opposé de l’observation distante qui caractérisa longtemps la façon d’appréhender l’art. Créer une distance – tant par rapport au sujet qu’à l’objet de la perception – telle était la force de l’art, de l’art moderne en particulier. On pensait, en effet, que le potentiel critique de l’art se déclenchait seulement lorsque l’auditeur prenait du recul ; face aux manipulations de l’industrie culturelle, à l’évasion dans le kitch ou aux stratégies d’envahissement de la propagande politique.
Cette position, aujourd’hui, semble affaiblie. L’art contemporain, la musique et les arts sonores en particulier, ne veut plus renier son pouvoir d’immersion – un pouvoir qui s’est encore renforcé avec les nouvelles techniques numériques : environnement et installations, concerts scéniques et les formes artistiques interactives entraînent le spectateur, l’incluent au spectacle. Et pourtant, ces pratiques continue de défendre l’idée de l’art au sens emphatique du terme – par conséquent, elles poussent à concevoir l’art d’une nouvelle façon.
L’art peut-il ainsi s’affranchir d’une fausse restriction ou se conforme-t-il au spectacle omniprésent ? L’immersion désigne-t-elle toujours une attitude dénuée de critique ou ouvre-t-elle des possibilités d’expérience inaccessibles au quotidien ? La question de la fonction de l’immersion dans l’art ne peut se décider à l’avance, elle doit être débattue. Nous avons demandé à des artistes et des scientifiques de prendre position dans ce débat, de parler de leur expérience et leur travail, et de réfléchir aux raisons de ce nouvel engouement pour l’immersion.

Ce numéro a été créé en collaboration avec la Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) où le potentiel de l’immersion esthétique fait depuis longtemps l’objet de recherches et de discussions. Nous remercions tous les collaborateurs de la ZHdK d’avoir rendu possible cet échange d’idées.
 
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by moxi