Dissonance

Armin Köhler gestorben

Armin Köhler starb am 15. November 2014 im Alter von 62 Jahren nach schwerer Krankheit. Köhler war seit 1992 Leiter der Donaueschinger Musiktage und hat seitdem rund 400 Kompositionen für das Festival in Auftrag gegeben.

Armin Köhler hat zahlreiche junge Talente wie Mark Andre, Jennifer Walshe oder Simon Steen-Andersen entdeckt und gefördert und viele Komponisten begleitet, darunter György Ligeti, Pierre Boulez, Helmut Lachenmann, Dieter Schnebel, Maurizio Kagel und Vinko Globokar.

Bei den Donaueschinger Musiktagen öffnete er das Blickfeld über die Grenzen der Künste hinweg und förderte den Kontakt der Neuen Musik zu anderen Medien und Künsten. So auch diesen Herbst mit dem Festivalthema «und+». Eingeladen waren Künstler, die neben ihrer kompositorischen Tätigkeit sich gleichwertig auch in anderen Metiers ausdrücken, sei es mit Malen, Fotografieren, Filme drehen, Schreiben.

Der 1952 geborene Armin Köhler kam 1992 zum heutigen Südwestrundfunk (SWR). Zuvor arbeitete der Posaunist und Musikwissenschaftler beim Musikverlag Edition Peters als Lektor und Leiter der Spezialabteilung für Neue Musik in Dresden und lehrte an der Dresdner Musikhochschule.

Armin Köhler war 1988 Mitbegründer und Herausgeber der Zeitschrift "Positionen. Beiträge zur Neuen Musik". Als Redaktionsleiter beim SWR verantwortete er neben den Donaueschinger Musiktagen auch die Konzertreihe "ARS NOVA". Als Autor und Redakteur zahlreicher Sendungen zur Neuen Musik bleibt sein Name vor allem verbunden mit der 120-teiligen Sendereihe "Hörgeschichte der Musik des 20. Jahrhunderts" und der Interviewreihe "Erlebte Geschichte".

In einem Interview zu den Donaueschinger Musiktagen 2014 mit nmz-Herausgeber Theo Geißler äusserte sich Armin Köhler folgendermassen: «Manchmal ist es ganz gut, wenn man kurz stehenbleibt in dieser schnelllebigen Zeit, sich einen Moment fokussiert auf eine Sache. Alle kommen nach Donaueschingen und blicken aus einer Perspektive gemeinschaftlich auf ein Phänomen, auf ein Phänomen, das in diesem Jahr eben Mehrfach- oder Doppelbegabung heißt. Aus dieser gemeinschaftlichen Sicht werden neue Fragen erwachsen. Ich bin mir sicher, dass die meisten Besucher nicht nach Donaueschingen kommen, um vorgefertigte Antworten in Form von «schönen» neuen Werken zu erhalten, sondern dass all diese präsentierten künstlerischen Entwürfe neue Fragen aufwerfen. Das ist das Hauptanliegen des Festivals überhaupt: Fragen zu stellen.»

Ein ausführlicher Nachruf folgt in dissonance 129 (März 2015)

17.11.2014
 
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by moxi